Microsoft kauft LinkedIn. Was bedeutet das für das B2B-Marketing und Vertrieb von mittelständischen Unternehmen?

Die Nachricht des Tages: Microsoft, bekannt für die meist genutzten Office-Anwendungen kauft das B2B Social Network LinkedIn. Einer der ersten Artikel dazu findet man auf Techcrunch.

Der Kaufpreis beträgt 26,2 Mrd. Dollar. Um das einzuordnen, vergleichen Sie den Kaufpreis mit der Akquisition von Skype im Jahr 2011, die hat sich Microsoft 8,5 Milliarden Dollar kosten lassen und mit dem Angebot für Salesforce, das sich auf 55 Milliarden Dollar belief. Der womöglich erfolgreichste Cloud-basierte CRM-Anbieter lehnte ab, das ist jetzt etwa ein Jahr her.

Microsoft kauft LinkedIn. Was das für Marketing und Vertrieb im B2B bedeutet
Was der Kauf von LinkedIn durch Microsoft für Marketing und Vertrieb von B2B-Unternehmen bedeutet
Während der Aktienkurs von Microsoft heute nach der Meldung um fast 3% nachgab, schoss die Aktie von LinkedIn um 47% in die Höhe und traf damit fast
genau den Wert, den Microsoft für LinkedIn pro Aktie bezahlen will. Das größte soziale Netzwerk der westlichen B2B-Welt zählt aktuell 433 Millionen Nutzer, davon leben rund 8 Millionen im deutsch-sprachigen Raum. Der Wettbewerber Xing kommt auf 9,5 Millionen in der DACH-Region, aber nur knapp 10 Millionen weltweit. Es dürfte erhebliche Überschneidungen zwischen den Nutzern geben, denn wer vertrieblich aktiv ist oder Karrierechancen sucht, dürfte ein Profil in beiden Netzwerken angelegt haben. Die zunehmende Globalisierung trägt ebenso dazu bei, dass jeder, der einigermaßen international Geschäfte anbahnt, sein Netzwerk auch in LinkedIn pflegt, nicht nur in Xing.

Ein Premium-Abo bei Xing kostet nur rund 7-8 Euro pro Monat, je nach Laufzeit. Der Premium-Dienst bei LinkedIn startet bei 22 Euro je Monat, die Option für Marketing und Sales kostet schon 35 bzw 48 Dollar je Monat. Dafür bekommt man auch diverse Werkzeuge zur Lead-Generierung an die Hand und viele Hinweise und Tipps, wie man seine Networking-Erfolge verbessern kann.

LinkedIn hat in den vergangenen Jahren eine sehr erfolgreiche Palette für das Content-Marketing implementiert. Seit LinkedIn 2012 für etwa 120 Millionen Dollar das Präsentations-Portal slideshare gekauft und erfolgreich integriert hat, sind die Artikel mit sinnvollen B2B-Inhalten auf LinkedIn rasant gewachsen. Etwas Vergleichbares hat Xing nicht anzubieten. Auch das LinkedIn eigene Blog-Tool "Pulse" liefert regelmäßig interessante Business-Nachrichten, Fachartikel, Hinweise auf Whitepaper und Case-Studies von Usern für User. Über Pulse sind auch Beiträge sichtbar, von Usern, mit denen man nicht direkt im Kontakt steht. LinkedIn empfiehlt interessante Beiträge, indem jeder Artikel mit maximal drei Schlagwörtern getagged werden kann. Auch dieses Feature, das LinkedIn bereits im kostenlosen Profil anbietet, ist ebenso wie slideshare ein wertvolles Instrument für Content-Marketing von B2B-Unternehmen. Das zahlt sich aus. LinkedIn kann mit seinem exzellenten, usergenerierten B2B-Content-Marketing und sorgfältigen SEO-Maßnahmen auf diesen Inhalten, fantastische 45 Milliarden Pageviews pro Quartal erzielen.

CRM-Umsätze 2015 weltweit von Salesforce, SAP, Oracle, Microsoft und Adobe
Im weltweiten CRM-Umsatz nimmt Microsoft 2015 mit Dynamics den vierten Platz ein.
Microsoft hat mit dem Kauf von LinkedIn nicht nur Zugang zu einer der wertvollsten Datenbanken mit B2B-Kontaktinformationen gewonnen, sondern hat auch Pläne, wie die Daten mit dem CRM-Service Dynamics und dem Office 365 Paket verknüpft werden können. Microsoft ist derzeit die Nr. 4 hinter Salesforce, SAP und Oracle, was den CRM-Markt angeht aber es könnte jetzt stark aufholen. Denn LikedIn hat einen interessanten "Sales Navigator", der selbst schon gut funktioniert, verbesserte Schnittstellen ins Dynamics-CRM könnten manche Marketer und Teile des Vertriebs womöglich sogar begeistern. Stichwort Marketing Automation. Jeff Weiner, vormals und auch zukünftiger LinkedIn CEO spricht es deutlich an: "Redefining social selling through the combination of Sales Navigator and Dynamics."

So denkt auch Konstantin Guericke, Mitgründer von LinkedIn, anlässlich des spektakulären Deals von Wired interviewed: "Das größere Potenzial von LinkedIn lag eigentlich immer im Bereich Customer Relationship Management".

Tiefere Einblicke zur Spakulation, wie sich der LinkedIn Kauf von Microsoft auf das CRM Tool Dynamics auswirken wird und welche spannenden Pläne Microsoft damit verfolgt, die Daten der Netzwerk-User mit dem CRM-System zu verbinden liefert der Artikel von Ron Miller bei Techcrunch. Microsoft könnte seinen Abstand auf CRM-Wettbewerber wie Salesforce verkürzen, aber vor allem den Wettbewerber Adobe abschütteln. Dieser hatte in den letzten Jahren einer Gartner-Studie zufolge deshalb stark aufgeholt, weil sie die Zielgruppe Marketing-Agenturen und Marketing-Vortsände und Geschäftsführer für sich entdeckt haben.

Insgesamt gaben die Unternehmen 2015 weltweit 26,3 Milliarden Dollar für CRM-Software aus, das waren knapp drei Milliarden mehr als 2014. Der Markt ist nach wie vor in Bewegung. Auch dass sich mehr als 50% des Marktanteils auf kleine Unternehmen und Produkte verteilt, zeigt, dass hier für Microsoft noch viel Fantasie möglich ist.

In seinem euphorischen Brief an die Mitarbeiter setzt Microsoft CEO Satya Nadella hier einen Fokuspunkt: Er deutet an, dass Office 365 und Dynamics User Hinweise bekommen könnten, welcher Business-Partner als Kontakt für die aktuellen Aufgaben interessant sein könnte. Der Kontakt-Vorschlag von LinkedIn könnte durch die Verbindung mit Microsoft-Services so intelligent werden, dass Nutzer wirklich aktuelle und fachspezifische Vorschläge für Neu-Kontakte bekämen. Das stellt für Marketing und Vertrieb einen enormen Mehrwert dar, vorausgesetzt, die Services sind wirklich gut integriert und werden durch intelligente Algorithmen gesteuert.

Die Marktanteile der CRM-Hersteller 2015 von Salesforce, SAP, Oracle, Microsoft und Adobe
Mit 4,3 Prozent CRM-Marktanteil kann sich Microsoft Dynamics nicht gegen Salesforce, SAP und Oracle durchsetzen. Doch auch Adobe ist mit 3,6% CRM-Marktanteil Microsoft auf den Fersen.

Insgesamt wird es spätestens jetzt für jedes mittelständische B2B-Unternehmen eine zwingende Marketing-Maßnahme, die LinkedIn Ressourcen zu nutzen, ein Profil zu erstellen und die Marketing- und Vertriebs-Mitarbeiter anzuhalten, das wichtigste B2B-Netzwerk aktiv zu nutzen. Denn Microsoft wird nun viel investieren um das Netzwerk richtig aufzupowern. Je mehr und desto aktivere Nutzer LinkedIn hat, desto wertvoller wird es für Microsoft. Deshalb wird der Konzern dafür sorgen, dass die Unternehmen und deren Mitarbeiter, die bereits mit Microsoft-Services arbeiten, auch einen LinkedIn Account bekommen und pflegen.

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